Nur ein einstelliger Prozentsatz der Geburten in Deutschland findet außerhalb eines Krankenhauses statt. Wenn fast alle Frauen zum Gebären ins Krankenhaus gehen, muss das doch eine gute Idee sein – oder etwa nicht? Wir schauen uns heute an, warum es so wichtig ist, den Ort für die Geburt und damit einhergehend auch das Geburtsteam sehr gründlich auszuwählen.
Inhaltsverzeichnis [mit Ankerlinks]
h2 Der Geburtsort – ein entscheidender Faktor
h3 Die Realität im Krankenhaus
h3 Geburtshaus vs. Hausgeburt
h2 Privacy: Einfluss der Umgebung auf das Geburtserlebnis
h2 Das Geburtsteam – Vertrauen und Unterstützung
h3 Geburt mit Doula – Wen brauchst du wirklich?
h3 Die Rollen deiner Begleiter:innen
h2 Geburtsort und Geburtsteam: Deine Entscheidung
Der Geburtsort – ein entscheidender Faktor
Hast du dir schon Gedanken gemacht, wo deine Geburt stattfinden soll? Hast du vielleicht schon eine Geburt hinter dir und weißt, was du dir für die nächste Geburt wünschst bzw. was du nicht noch einmal so möchtest? Gerade Zweit – und Mehrgebärende entscheiden sich oft ganz bewusst für eine außerklinische Geburt, weil sie die Erfahrung im Krankenhaus nicht wiederholen wollen. Schauen wir uns einmal an, wo die Unterschiede liegen.
Die Realität im Krankenhaus
Krankenhäuser gelten als sicher, stehen hier doch Ärzte und medizinisches Equipment bereit. Sie müssen sich allerdings auch dem Vorwurf stellen, mit einer Kaiserschnittrate von rund 30 Prozent und weniger als 10 Prozent komplett interventionsfreien Geburten im Namen der Sicherheit und unter dem Diktat der Krankenhausleitlinien unnötige Eingriffe zu fördern.
Hinzu kommen eine oft sterile Atmosphäre, überlastete Kreißsäle, teils lange Anfahrtswege und die Ungewissheit, welche Hebammen und Ärzte gerade Dienst haben, obwohl insbesondere von einer vertrauensvollen, empathischen Begleitung doch ganz entscheidend der Verlauf der Geburt abhängt. Mit anderen Worten: Begeben wir uns zur Geburt ins Krankenhaus, geben wir unsere Selbstbestimmung an der Kliniktür ab und müssen darauf hoffen, dass das Personal und die Regularien zu unserem Besten arbeiten.
Begeben wir uns zur Geburt ins Krankenhaus, geben wir unsere Selbstbestimmung an der Kliniktür ab und müssen darauf hoffen, dass das Personal und die Regularien zu unserem Besten arbeiten.
Geburtshaus vs. Hausgeburt
Geburtshäuser fühlen sich für viele nach einer guten Zwischenlösung zwischen Krankenhaus und Hausgeburt an. Ja, sie sind oftmals deutlich gemütlicher eingerichtet als die Kreißsäle im Krankenhaus, was sich schon sehr auf das Geburtserlebnis auswirkt. Zudem sind sie rein von Hebammen geleitet und die Wahrscheinlichkeit für Interventionen oder gar einen Kaiserschnitt ist deutlich geringer, gleichzeitig ist der Weg ins nächste Krankenhaus im Notfall meist nicht weit.
Bei genauerer Betrachtung verbinden Geburtshäuser allerdings eher die Nachteile beider Optionen als die Vorteile:
– Es bleiben die Unsicherheit, wann der richtige Zeitpunkt für die Verlegung ins Geburtshaus ist, sowie generell die Notwendigkeit des Ortswechsels, die Frauen aus dem Geburtsflow bringen können
– Nur begrenzt Kontrolle über das anwesende Geburtsteam
– Strenge Sicherheitsrichtlinien des Geburtshauses beeinflussen den Verlauf der Geburt bzgl. Interventionen und einer möglichen Verlegung ins Krankenhaus
In den eigenen vier Wänden kannst du als Gebärende dagegen nicht nur den Geburtsort komplett nach deinen Vorstellungen gestalten, sondern auch entscheiden, wer bei deiner Geburt anwesend sein darf – und wer nicht. In deinem Zuhause genießt du das Hausrecht, was sich massiv darauf auswirkt, mit welcher Selbstverständlichkeit du dich unter der Geburt frei bewegst und ohne Hemmungen den Impulsen deines Körpers folgst.
Privacy: Einfluss der Umgebung auf das Geburtserlebnis
Schon Michelle Odent hat in seinem Buch “Geburt und Stillen” den Begriff der Privacy geprägt und beschrieben, wie sich ein gemütlich eingerichteter, abgedunkelter Geburtsort, an dem die Gebärende sich wohl fühlt, positiv auf den Geburtsverlauf auswirkt – und wie im Gegenzug grelles Licht, Krankenhaus-Formalitäten oder auch die Anwesenheit fremder/falscher Personen die falschen Hirnareale ansprechen und uns das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit nehmen, das für eine natürliche, interventionsfreie Geburt so unglaublich wichtig ist.
Für die Geburt müssen wir uns mit unseren Urinstinkten verbinden, statt unsere Handtasche nach der Versichertenkarte zu durchsuchen oder Fragen eines Arztes zu beantworten und in ggf. schmerzhafter Position Untersuchungen einer fremden und möglicherweise gestressten Hebamme über uns ergehen zu lassen oder diese Untersuchungen zu verwehren und schlimmstenfalls noch darüber diskutieren zu müssen.
Das Geburtsteam – Vertrauen und Unterstützung
Schon in der Schwangerschaft spielt es eine entscheidende Rolle, mit wem wir uns umgeben, zur Geburt spitzt sich die Relevanz der richtigen Begleitung noch einmal zu. Sind es die sorgenvollen, ängstlichen, gar apokalyptischen Stimmen, die uns begleiten? Oder die bestärkenden, wohlwollenden Stimmen derjenigen, die an uns glauben? Die um unsere Stärke wissen und uns spüren lassen: Du kannst das!
In dieser sensiblen Phase unseres Lebens, in der wir mehr denn je empfänglich für die Schwingungen unseres Umfelds sind, sollten wir umso kritischer darauf blicken, wem wir das Vertrauen schenken, uns auf positive Art begleiten zu können. Unter der Geburt sind wir den äußeren Umständen schutzlos ausgeliefert – unser einziger Fokus sollte auf der Geburt liegen (müssen). Deshalb sollten wir nichts dem Zufall überlassen und die äußeren Umstände schon vorher aktiv gestalten.
Geburt mit Doula – Wen brauchst du wirklich?
Wie bereits angesprochen, haben wir im Krankenhaus und im Geburtshaus nur begrenzt Einfluss auf das anwesende medizinische Fachpersonal. Natürlich können wir versuchen, diesen Umstand durch einen gut durchdachten Geburtsplan sowie die Anwesenheit vertrauter Menschen, die für unsere Rechte und unseren Schutz einstehen, auszugleichen. Hierfür kommen beispielsweise der:die Partner:in, enge Freund:innen, Verwandte und natürlich eine Doula in Frage.
Noch einfacher ist es aber zu Hause. Ob mit oder ohne Hebamme – wer dich begleitet, den kennst du in der Regel bereits gut und ihr habt im Vorfeld deine Wünsche ausführlich besprochen. Hier geschieht nichts ohne dein Einverständnis und wer anwesend ist bzw. sein darf, liegt allein in deinen Händen.
Die Rollen deiner Begleiter:innen
Jede Person im Geburtsteam hat eine spezifische Rolle. Hebammen sind für die medizinische Betreuung zuständig, während Partner:innen und Familienmitglieder emotionale Unterstützung bieten können. Eine besondere Rolle wird der Doula zuteil: Sie ist kontinuierlich für die Gebärende da und unterstützt dabei auf vielen Ebenen, damit du eine möglichst selbstbestimmte Geburt erleben kannst.
Eine Doula bietet dir eine durchgehende emotionale Begleitung, ohne dabei selbst emotional involviert zu sein, so wie es vielleicht dein:e nervöse:r Partner:in ist, und bringt dabei zusätzlich die erfahrene Gelassenheit mit, die auf der Begleitung zahlreicher Geburten basiert. Sie kann zudem als Bindeglied zum medizinischen Personal und allen anderen Anwesenden fungieren und deine Wünsche und Rechte vertreten.
Die kontinuierliche Anwesenheit einer Doula wirkt sich messbar positiv auf den Geburtsverlauf aus durch:
– eine geringere Kaiserschnittrate,
– weniger Interventionen und medizinische Maßnahmen wie den Einsatz der Zange,
– weniger PDAs und Bedarf für Schmerzmittel,
– schnellere Geburten,
– eine deutlich höhere Zufriedenheit der Gebärenden.
Die Geburtserfahrung mit Anwesenheit einer Doula wirkt noch lange nach, indem sie durch eine sensible Aufarbeitung des Erlebten auch langfristig die Zufriedenheit mit der Geburtserfahrung erhöht. Zudem stillen Frauen, die durch eine Doula begleitet wurden, im Schnitt länger und leiden seltener an Wochenbettdepressionen.
Geburtsort und Geburtsteam: Deine Entscheidung
Du siehst, es ist nicht egal, wo wir gebären und wem wir erlauben, uns dabei zu begleiten. Ich biete dir traumasensible, mentale Geburtsvorbereitung 1:1 oder in der Gruppe an und begleite dich als Freie Doula während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett. Hier bekommst du alle Infos: LINK