„Als Buddha sagte: ‚Geburt ist Leiden‘, sprach er nicht von der Mutter, sondern von dem Kind.
Und davon, dass es furchtbar ist, geboren zu werden…
Was ist daran furchtbar?
Es ist weniger der Schmerz, als vielmehr die Angst.
Für das Kind ist diese Welt erschreckend.
Ein Übermaß, eine erdrückende Vielfalt von Eindrücken überfällt den kleinen Reisenden.
Man sagt, man glaubt, dass das Neugeborene nichts spürt.
Es spürt alles! Alles, total ohne Filter, ohne Unterschied, wahllos, schutzlos.
Die Geburt ist ein Sturm, ein Orkan.
Das Kind kommt an wie ein Schiffbrüchiger, erschöpft und abgekämpft, und wird überschwemmt mit einer Springflut der Empfindungen, die es nicht einordnen kann.
Unser Verbrechen ist, nicht wahrzunehmen, dass die Sinne des Neugeborenen vollkommen wach sind, so fein, so genau, so frisch, wie sie es nur in der Kindheit sind.“
aus ‚Geburt ohne Gewalt‘ von Frédéric Leboyer